Schluss mit der Finanzierung der Klimakatastrophe!
Großbanken sind Teil des Problems, nicht der Lösung
Wir können den Planeten nicht retten, ohne die Finanzmärkte in die Pflicht zu nehmen. Solange Billionen von Dollar in die Finanzierung fossiler Brennstoffe und die Abholzung von Wäldern fließen, kann der Klimawandel nicht gestoppt werden.
Der Finanzsektor spielt eine zentrale Rolle bei der Verursachung der Klimakrise. Eine der wichtigsten Forderungen des Pariser Klimaabkommens (2015) war es daher, die "Finanzströme mit der Reduzierung der Treibhausgasemissionen und einer klimaresistenten Entwicklung in Einklang zu bringen". Obwohl diese Vereinbarung zu begrüßen ist, haben allein die Banken seither 4,6 Billionen Dollar in Projekte für fossile Brennstoffe investiert – einschließlich neuer Infrastrukturen zu deren Förderung. Investoren erzielen aktuell enorme Profite aus den hohen Preisen für fossile Brennstoffe– und keinerlei Regulierung verbietet es ihnen, noch mehr Geld in die Zerstörung unseres Planeten zu investieren.
Wie die Großbanken die Macht übernahmen
Dieser skandalöse Umstand ist der COP26 zu verdanken, die (mit dem Wohlwollen der Regierungen und der Vereinten Nationen) einer Allianz von Finanzkonzernen die Kontrolle darüber ermöglicht – anstatt sie zu regulieren, wie es die globale Bewegung für Klimagerechtigkeit seit 2010 fordert. Unter der Führung des ehemaligen Gouverneurs der Bank of England, Mark Carney, und des Wall‐Street‐ Finanzmagnaten Mike Bloomberg übernahm die sogenannte Glasgow Financial Alliance for Net Zero (GFANZ) die Leitung der Governance‐Agenda für das private Finanzwesen. Dadurch wurde einigen der weltweit wichtigsten Investoren in fossile Brennstoffe und Entwaldung die Verantwortung für die Reform des Finanzsektors zur Bewältigung der Klimakrise überlassen, während öffentlichen Stellen nur noch eine beratende Rolle zugesprochen wurde.
Von Anfang an war klar, dass die Finanzkonzerne und die GFANZ ihr Engagement bei der COP nur als eine weitere Möglichkeit sahen, aus dem Kampf gegen die Klimakrise Profit zu schlagen. Ihre "Netto‐Null bis 2050"‐Initiativen haben weder eine signifikante oder rasche Reduzierung der Finanzierung fossiler Brennstoffe zum Ziel, noch hatten die Finanzkonzerne jemals die Absicht, ihre klimaschädlichen Geschäftsmodelle zu ändern.
Während sie ihre Emissionen "kompensieren" (was zu noch mehr Emissionen und Landgrabbing im Globalen Süden führt), haben sie ein Narrativ aufgebaut, das auf dem Wunschdenken über zukünftige Technologien basiert. Darüber hinaus nutzen sie ihre Machtposition, um ihr bevorzugtes Modell der Klimafinanzierung zu propagieren, das auf Steuervergünstigungen und einem strengen Investitionsschutz basiert – wiederum zum Nachteil des Globalen Südens.
Konzerne sitzen am Verhandlungstisch
Diese Vereinnahmung der Klimapolitik durch den Finanzsektor war nur durch das rasante Wachstum des Multi‐Stakeholder‐Ansatzes innerhalb des UN‐Systems möglich. Dabei werden Konzerne eingeladen, an der Seite von Staaten an den Verhandlungstischen Platz zu nehmen. So können Großbanken, die Agenda bestimmen und nach ihren Vorstellungen und Wünschen umsetzen. Ein großer Teil der Klimapolitik wird also in den Vorstandsetagen der Wall Street und der Londoner City entworfen. Die Folgen sind greenwashing und eine Verschärfung der Klimakrise.
Die Klimakrise erfordert wirksame Maßnahmen!
Das Maß aller Dinge darf heutzutage nicht mehr sein, ob Finanzkonzerne etwas besser abschneiden als im Jahr zuvor, oder ob sie vielleicht langfristig Verbesserungen in Aussicht stellen. Die entscheidende Frage ist, ob ihre Investitionen die Erderwärmung auf über 1,5°C bringen. Die Wissenschaft ist hier eindeutig: Sowohl die Internationale Energieagentur (IEA, 2021) als auch der Weltklimarat (IPCC, 2022) haben festgestellt, dass jede neue Investition in die Infrastruktur für fossile Brennstoffe uns über die 1,5°C‐Grenze und damit in einen gefährlichen, unaufhaltbaren Klimawandel bringt.
Die Regierungen müssen daher mit Unterstützung der Zivilgesellschaft und der Klimabewegung die Kontrolle übernehmen. Wir brauchen wirksame Vorschriften für den Finanzsektor, die uns vor dem totalen Klimakollaps bewahren. Wir müssen Finanztransaktionen besteuern und die Finanzmärkte umfassend reformieren. Regulierung, Überwachung und Rechenschaftspflicht müssen dabei im Mittelpunkt stehen. Denn Großbanken und freie Märkte sind Teil des Problems, nicht der Lösung.
Unsere Forderungen an die Regierungen
Die Unterzeichnenden fordern die Regierungen daher dringend auf:
- Begrenzen und regulieren Sie den Einfluss der Finanzindustrie in den Entscheidungsgremien der COP. Die Finanziers der Klimakrise, wie etwa GFANZ, dürfen auf einer COP keine Bühne und keinen Sitz in einer beratenden Gruppe haben. Sie dürfen keine Rolle in einem Entscheidungs‐ oder Beratungsgremium spielen. Darüber hinaus muss die Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen einen Verhaltenskodex verabschieden, der den Kontakt mit Unternehmen einschränkt, die an der Ausbeutung, dem Vertrieb und der Finanzierung fossiler Brennstoffe beteiligt sind.
- Die gesamte Finanzindustrie muss sich den Bestimmungen und Zielen des Pariser Abkommens unterwerfen. Das Minimum dafür sind strenge Regeln für den Ausstieg aus Investitionen in fossile Brennstoffe und Entwaldung sowie Interventionen der Zentralbanken, um die Finanzierung kohlenstoffintensiver Unternehmen zu verteuern.
- Die Industrieländer müssen sofort Schritte einleiten, um alle Investitionen in Projekte für fossile Brennstoffe zu stoppen und einen ernsthaften Plan für die Finanzierung der Transformation im Globalen Süden entwickeln. Dieser Plan muss den Forderungen des Globalen Südens und der unverhältnismäßig großen historischen Verantwortung des Globalen Nordens für den Klimawandel Rechnung tragen. Er muss zudem Kompensationspläne für den Verbleib fossiler Brennstoffe im Boden enthalten.
- Die Mittel zur Bewältigung des Klimawandels im Globalen Süden müssen aufgestockt werden. Der 2009 versprochene, aber nie eingelöste jährliche 100‐Milliarden‐Dollar‐Fonds muss neu konzipiert und erhöht werden und auf Zuschüssen (und nicht auf Krediten) basieren. Der Preis für die Transformation geht in die Billionen, nicht in die Milliarden. Daher müssen Finanztransaktionen und Konzerne besteuert werden.
Übersetzung: ATTAC-Österreich
Action Aid Netherlands
Africa Network for Environment and Economic Justice (ANEEJ), Nigeria
Africa Transcribe Enterprises
Afrikagrupperna (Sweden)
Aitec
Al-Haq, Law in the Service of Man (Palestine)
Alternative Information and Development Center (AIDC), South Africa
ALTSEAN-Burma
Aluna Minga e.V., Germany
Anti-Jindal & Anti-POSCO Movement, Odisha, India
Asian People's Movement for Debt and Development (APMDD)
Assistance Mission for Africa
Association of Ethical Shareholders Germany
ATTAC Burkina
Aufstehn.at – Verein zur Förderung zivilgesellschaftlicher Partizipation
Bangladesh Nari Progati Sangha (BNPS)
Banktrack
Bio Vision Africa (BiVA)
BreakFree Suisse
CADTM France
CAJUST (Citoyens Actifs pour la Justice Sociale)
Center for Constitutional Rights
Centre tricontinental - CETRI
Church and Society Programme -Livingstonia Synod
Civil Society Coalition on Natural Resources (CSCNR)
Coalition Ecopreneur Kaya (Belgium)
CODEPINK
Collectif BreakFree Suisse
Comitati peri Nuovi Desparecidos
Commission for Filipino Migrant Workers (CFMW)
Committee in Solidarity with Indigenous Peoples of the Americas (CSIA-Nitassinan)
Corporate Europe Observatory
DAWN (Development Alternatives with Women for a New Era)
Ecologistas en Acción
European ATTAC Network
European Coordination Via Campesina (ECVC)
Fairfin (Belgium)
Financial Justice Ireland
Focus on the Global South
Fresh Eyes
Friends of the Earth International
Gender Action
Global Justice Now (UK)
GRAIN
Grands-Parents pour le Climat (Belgium)
Institute for Policy Studies Climate Policy Program
intercoll
Kebetkache Women Development & Resource Centre
KRuHA Indonesia
La Fédération Nationale du Secteur Agricole (FNSA) Maroc
LAB Sindikatua (Euskal Herria)
Law 4 Palestine
London Mining Network
Maan ystävät / Friends of the Earth Finland
Milieudefensie - Friends of the Earth Netherlands
Move your Money
Naturefriends Greece
New Apostolic Centre for Development (NCD), Nigeria
NGO Forum on ADB
Oil Change International (OIC)
Pakistan Fisherfolk Forum
Pakistan Kissan Rabita Committee
Participatory Research & Action Network- PRAAN
Peace Point Development Foundation-PPDF
Plataforma América Latina mejor sin TLC
Re Common (Italy)
Red de Información y Acción Ambiental de Veracruz
REDES-Amigos de la Tierra Uruguay
Reset.Vlaanderen
RQMI : Réseau québécois pour une mondialisation inclusive
Sahita Institute (HINTS)
Setem Catalunya
Society for International Development (SID)
SpiralCentric
The Association for Women's Rights in Development (AWID)
The Gaia Foundation
The Platform of Filipino Organisations in Europe
Third World Network
TIPPING POINT NORTH SOUTH
Trade Justice Pilipinas
Transnational Institute
Transnational Migrant Platform-Europe
Transport & Environment
Unión de Afectados por las Operaciones de Texaco UDAPT
Wacam
Waling Waling - supporting migrant workers rights
WIDE - Network for Women´s Rights and Feminist Perspectives in Development
Women Environs in Zambia
Women's Life Wellness Foundation -Zambia (WLWF)
WoMin African Alliance
World March of Women